Evangelisch-lutherische Kirchengemeinden Meyenburg & Bruch-Aschwarden

Die Kirchengemeinde Bruch-Aschwarden ist eine der kleinsten, aber feinsten im Kirchenkreis Osterholz-Scharmbeck. Zu ihr gehören die Dorfschaften Aschwarden, Bruch und Hassel, dazu die ehemals oldenburgischen Staatsgüter auf dem Hammelwarder Sand. In diesem Bereich wohnen etwa 335 Gemeindeglieder.

Die Kapellengemeinde hat ihren Namen nach dem kleinen Kirchenort Bruch, so benannt nach seiner Lage am "Bruch", dem heute noch Bruchfeld heißenden niedrigen Wiesengelände. Die nach dem Heiligen Nikolaus, Märtyrerbischof von Myra und Schutzpatron der Schiffer, genannte Nikolaikirche ist in ihrem Alter umstritten. 1269 stand in Bruch wohl eine Kirche, denn in diesem Jahr werden "Sifridus sacerdos de Broke" und "Rudolphus Clericus quondam Plebanus in Broke" in einer Urkunde genannt - und wo zwei Priester genannt werden, da ist auch eine Kirche. Aus einer päpstlichen Urkunde von 1412, die die Gründung einer Kapelle in Meyenburg gestattet, ist zu entnehmen, dass bis dahin das Kirchspiel dieser Kirche in Bruch auch die Burg und Vorburg von Meyenburg einschloss. Es spricht manches dafür, dass die Kirche von 1269 schon im wesentlichen die gleiche Kirche war, wie wir sie heute kennen. Ein starkes Argument für die ursprüngliche Einheit von Kirchenschiff und Chorraum, wie sie mit Hinweis auf den Bogen zwischen beiden schon immer verfochten wurde, fand sich bei der Renovierung der Kirche. Beim Abklopfen der inneren Südwand des Kirchenschiffes traten drei übereinander gemalte Fresken zutage, von denen die unterste auf ein Alter von 800 Jahren geschätzt wird. Damit würde zugleich die Entstehungszeit der Kirche über die Stedinger Kämpfe zurückweisen.

Wer aber hat die Kirche erbaut? Auch das wissen wir nicht mehr und wir müssen schon auf alten Grabsteinen, wie sie sich um die Kirche herum finden, auf den Umschriften der Glocken, des Taufsteines, in alten Schriftstücken und in Ritterrollen der osterstadischen Ritterschaft die Namen und Wappen alter Geschlechter buchstabieren und deuten, wollen wir wenigstens die Nachfahren der Stifter, die Erhalter dieser Kirche kennen lernen. Eine Überlieferung nennt als Stifter die Edelherren Fiegen, daneben finden sich die Namen von Mohr, von Campen, de Reese, von Bardenfleth, Knübel, Wittmers und de Rönner. Und auch der erste lutherische Geistliche ist uns bekannt: es war Pastor Johann Tilink, dessen Name sich auf der 1549 gegossenen Glocke befindet.

Wenn man nun von Aschwarden her oder über die Viehsteige im Bruchfeld aus Meyenburg kommend den Platz vor dem neuen, nach dem Brand 1933 errichteten Pfarrhaus betritt, wird man der Kirche ansichtig. Vom Friedhof umgeben neben dem Kirchenfleet gelegen, kann sie, unter hohen Bäumen fast verborgen, nur von dem auch von weitem entdeckt werden, der sie kennt, denn kein hoher Turm zeigt weit über das ebene Land ihren Ort an. Dafür fällt, wenn man vor ihr steht, der eigenartige offene Glockenstuhl mit seinen mächtigen steinernen Streben auf, der mit seinem Dach nur wenig über die Kirche hinausragt. Frei sichtbar und weit schallend hängen in ihm die beiden Glocken. Die ältere stammt aus dem Jahre 1549. Trotz ihres hohen Alters wurde diese Glocke im Zweiten Weltkrieg eingezogen, konnte aber 1947 wieder zurückkehren. Die andere Glocke wurde 1686, nachdem sie 1685 zerborsten war, neu gegossen und wieder aufgehängt.

Geschichte und Gegenwart verbinden sich, wenn wir die Kirche betreten, indem sich heute noch die Gemeinde unter dem ewigen Wort ihres Herrn sammelt. Denn wir betreten eine Kirche, die bei sachgemäßer Bewahrung der Zeugen ihres Alters dank des Interesses und Einsatzes der zuletzt in Bruch amtierenden Pastoren Matthies und Dank mit großer Beteiligung der Gemeinde erneuert wurde. Und so fasst schon der erste Blick Altes und Neues. Durch den vom hohen Alter der Kirche zeugenden Triumphbogen fällt er auf den neuen schlichten Altartisch und sammelt sich bei dem farbigen Glasfenster, das in moderner Gestaltung Christus als den Herrn des Jüngsten Gerichts darstellt. Vorher stand hier ein Empirealtar, der einen ursprünglichen Flügelaltar mit niederdeutschen Inschriften verdrängt haben soll. Restauriert wurde auch die schöne barocke Kanzel, die vom Bildhauer Schwolow nachgeschnitzt und stilgemäß ergänzt wurde. Bei der Erneuerung der Farben legte der Kirchenmaler Oetken die ursprüngliche Bemalung, eine Darstellung der vier Evangelisten, frei und restaurierte sie nach der ursprünglichen Farbgebung. Auch die Wappen der alten zur Kirche gehörenden Geschlechter an ihrem Kirchengestühl im Altarraum wurden durch ihre Farben herausgehoben. Erhalten blieb ferner der alte Renaissance-Taufstein aus Sandstein, nach der Umschrift eine Stiftung der von Campens: "Anno 1601 Heft Mi Wilken Van Kampe Van Wegen Des Kaspels Thom Broke Maken Laten".

Schaut man sich nun vom Altarraum aus im Kirchenschiff noch weiter um, so sieht man den aus jüngerer Zeit stammenden Kronleuchter, den Glieder der Familie Schnepel, die nach Amerika ausgewandert ist, ihrer Heimatkirche stifteten, entdeckt man die vielen Totentafeln mit Nachrufen auf die Glieder alter Familien und bleibt mit seinen Blicken noch einmal hängen auf den Resten der alten Fresken. So gehen die Gedanken noch einmal zurück in die Zeit des Anfangs dieser Kirche, als sie noch den Gliedern der Gemeinde zugleich in den Stunden der Lebensgefahr eine Zuflucht bot, wovon beim Ausgang die starken Mauern und die großen Löcher zur Aufnahme der Riegelbalken zu sagen wissen. Geschichte und Gegenwart - das Glasfenster mit dem wiederkommenden Christus aber weist in die Zukunft, von der Geschichte und Gegenwart einer Kirche und ihrer Gemeinde bestimmt sind. Seit dem 01. Januar 1967 ist die Kirchengemeinde Bruch-Aschwarden mit der Kirchengemeinde Meyenburg unter einem Pfarramt verbunden. Wie in den Anfängen sind die Christen der beiden Orte vereint und damals wie heute stehen beide Gemeinden unter dem einen Herrn Jesus Christus, der Herr ist über die ganze Welt.